Nach der Sage wurden in der Weckschnapp Gottesurteile exekutiert. Die Verurteilten wurden in einem Turmraum ausgehungert. Einzige Chance auf Nahrung war der Sprung an die Decke, um sich den dort hängenden "Weck" (Brot) zu "schnappen". Darunter war jedoch eine Falltür im Boden, die zu einem messerbewehrten Schacht direkt in den Rhein führte. Soweit die schaurige Sage.
Ich hatte schon als Kind Zweifel, weil ich meinte der Turm stehe zu weit vom Rhein entfernt. Inzwischen weiss ich, dass das heutige Ufer erst kurz vor 1900 angelegt wurde. Also war der Fluß dem Turm im Mittelalter sehr viel näher. Bei einer Bauaufnahme wurde untersucht, ob der Turm früher in seiner Basis eine Verbindung zum Rhein hatte. Dies konnte mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Wahrscheinlich bezieht sich die Sage auf die im Rhein stehende "Ark", einem Teil der Bastion an der nördlichen Rheinfront der mittelalterlichen Stadtmauer. Die Ark wurde beim "großen Eisgang" 1784 mit einem Hochwasserstand von 13,55 m weitgehend zerstört.
Der Turm gehörte zu einer mehrteiligen Anlage, die ähnlich der am südlichen Eck der Stadtmauer (Bayenturm) aufgebaut war. Gedreht zum Rhein und zur Stadtmauer stand der zentrale Kunibertsturm. An diesen schloß nach Westen das Kunibertstor an. Die bereits erwähnte Ark ragte in den Rhein. Die Weckschnapp, eigentlich als "Thürmchen" oder "Kunibertsthürmchen", stand nördlich vor dem Kunibertsturm und war mit ihm durch eine Mauer mit Wehrgang verbunden (Bild rechts oben: die Kunibertsbastion im Stadtmodell nach Mercator, Stadtmuseum). Später wurden Wehrgang und Turm von einer Bastion hinterbaut.
Mit dem Abriß der Stadtmauer wurde der Name "Weckschnapp" auf das einzig verbliebene "Kunibertsthürmchen" (siehe unten) übertragen. In Karten der Stadt Köln wird sie auch vollkommen falsch als Kunibertsturm bezeichnet.
Das "Thürmchen" war in der Stadtmauer ein Unikat und gab dieser Gegend seinem Namen. "Am Thürmchen", "Bahnhof am Thürmchen", "Thürmchensgasse" waren den Zeitgenossen vertraute Begriffe. Geblieben ist nur der Straßenname "Thürmchenswall".
Seit den 50er Jahren wird der Turm und seine moderner Anbau von einer Kölner Architektenfamilien bewohnt.(Bild rechts unten: Das "Thürmchen" heute)
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